Ortsgeschichte Ortsteil Königsbach

Bahnhof Königsbach
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Bahnhof Königsbach

Ortsgeschichtlicher Überblick über die Herrschaftlichen Besitzverhältnisse, Ämterzugehörigkeit, Kriege und Katastrophen sowie soziale und wirtschaftliche Strukturen und Strukturwandel

Herrschaftliche Besitzverhältnisse
Die erste urkundliche Erwähnung Königsbachs stammt aus dem Jahre 1150: In einer Urkunde des Klosters Reichenau werden Einkünfte aus "Chuningepach" bzw. "Chunigspach" genannt. Der Ort war aber wohl schon seit dem 9. Jahrhundert Reichenauer Besitz. Über die Bedeutung des Ortsnamens gibt es zahlreiche, jedoch unbestätigte Vermutungen (siehe Königsbacher Heimatbuch S. 20-25).

Durch die Vogtei des Reichenauer Besitzes gelangte Königsbach in die Hände der Grafen von Eberstein. Ob die Herren von Königsbach damals schon die Ortsherrschaft innehatten, läßt sich nicht bestätigen. 1252 tritt der Ortsadel erstmals urkundlich auf. Die Herren von Königsbach waren vermutlich Ministerialen der Ebersteinischen Herrschaft und Inhaber sowohl der Burg auf dem Steinhausberg als auch eines Burgstadels in den Talwiesen des Kämpfelbachs. Wohl infolge Ebersteinischer Teilungen
wurde der Ort aufgeteilt: Ein Drittel bzw. später fünf Zwölftel des Ortes mit der oberen Burg waren badisches Lehen; zwei Drittel bzw. später sieben Zwölftel des Ortes mit dem Wasserschloss im Tal hohenzollerisches Lehen der Burggrafschaft zu Nürnberg.
Nach dem Aussterben der Herren von Königsbach im Jahr 1488, die im 14. Jahrhundert Vasallen der badischen Markgrafen geworden waren, fielen die fünf Zwölftel der Vogtei wieder an den Markgrafen zurück und wurden vom badischen Amt Stein verwaltet. Die sieben Zwölftel des Nürnberger Burggrafen Dietrich von Hohenzollern, des späteren Kurfürsten von Brandenburg, gelangten nach mehreren Teilungen des Lehen (an die von Niefern, von Sickingen, von Venningen) im Jahr 1518 vollständig in die Hand der von Venningen. Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts und bis zu dem Erlöschen der von Venningen im Mannesstamm waren nun die Markgrafen von Baden und die Herren von Venningen als Lehensleute der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach die beiden Herrschaftsinhaber in Königsbach.
Als Besitznachfolger der von Venningen wurde im Jahre 1650 Oberst Daniel Rollin von St. André durch den Markgrafen von Ansbach belehnt. Daniel Rollin von St. André bewarb sich im Namen seiner Ehefrau Lukrezia geborene Beckermandt um das Schloss und Lehen zu Königsbach.
Außer in den Jahren 1662-1680, in denen der badische Anteil unter Wiedereinlösungsvorbehalt an die Herrschaft von St. André verkauft worden war und diese die Gesamtherrschaft über das Dorf innehatte, wurde der Flecken bis zur Aufhebung der Reichsunmittelbarkeit der Grundherrschaft als Kondominat beider Herrschaften geführt; es gab damit zweierlei Untertanen. Ein Wechsel war nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Die Kirche wurde gemeinsam genutzt und die Pfarrer von beiden Herrschaften ernannt oder abwechselnd eingesetzt. Dasselbe galt für die Schulmeister und Mesner. Eine Dorfordnung von 1497 war ebenso von beiden Herrschaften aufgesetzt und eingeführt worden. Diese Herrschaftsform führte dennoch immer wieder zu Streitigkeiten (Künzig, Unsere Heimat 1/2).

Ämterzugehörigkeit
Mit der Mediatisierung, der Auflösung der Reichsunmittelbarkeit der St. André'schen Herrschaft, fiel die ganze Ortschaft in badische Hand und ab 1805 unter die Verwaltung des Amtes Stein. Nach der Auflösung des Amtes Stein im Jahr 1821 wurde Königsbach dem Oberamt bzw. Bezirksamt Durlach zugeordnet. 1924 wurde im Zuge der Reduzierung der Anzahl der Bezirksämter der Amtsbezirk Durlach aufgelöst und die Gemeinde Königsbach dem Amtsbezirk, später Landkreis Pforzheim eingegliedert. Seit 1973 gehört die Gemeinde dem Enzkreis an.
Der engen Beziehung zwischen der Familie von St. André und der Gemeinde wurde mit der Änderung des Gemeindewappens im Jahr 1960 Rechnung getragen: Der St. André'sche Anker ersetzt seither die 1901/02 wieder ins Wappen aufgenommenen Lilienstäbe der Herrschaft von Venningen und ergänzt im dritten Wappenfeld das Wappenbild, das im ersten Feld den badischen Schrägbalken, im zweiten einen bekrönten König und im vierten einen blauen Wellenbalken trägt.
Beschreibung des Königsbach-Steiner Wappens

Kriege und Katastrophen
Zerstörungen erlebte Königsbach durch feindliche Truppen sowohl im Dreißigjährigen Krieg 1622 (u.a. Zerstörung des Rathauses und der Kirche) als auch im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Umfangreichen Schaden erlitt das Dorf durch zwei Großbrände in den Jahren 1857 und 1865, als 94 bzw. 87 Gebäude abbrannten. Der Zweite Weltkrieg hinterließ ebenso seine Spuren: ein Fliegerangriff am 1. April 1945, die Besetzung durch französische Truppen und der Beschuss durch deutsche Artillerie am 5./6. April zerstörten und beschädigten viele Häuser und brachten mehreren Zivilisten und Soldaten den Tod.

Soziale und wirtschaftliche Strukturen 
Im Jahr 1803 siedelten sich fünf Familien aus Königsbach zusammen mit Auswanderern aus anderen Ortschaften in Mittelpolen, in der Nähe von Lodz, an. Im Auftrag des Preußischen Königs waren in ganz Süddeutschland Auswanderungswillige angeworben worden, die das nach den Teilungen Polens an Preußen gefallene Land bewirtschaften sollten. Die Besiedelung des ihnen zugeteilten Gebietes war den Neusiedlern, die ihre entstehende Ortschaft Königsbach nannten, allerdings nur unter großen Mühen möglich: die Rodung des Wiskitner Forsts, Häuserbau und schlechte  Bodenverhältnisse forderten den neuen Siedlern harte Arbeit ab. Die Geschichte der deutschen Siedlung endete nach zahlreichen Veränderungen durch Herrschafts- und Regierungswechsel und der völligen Zerstörung im Ersten Weltkrieg mit der Vertreibung der deutschstämmigen Einwohner am Ende des Zweiten Weltkrieges.
Handel und Gewerbe spielten in Königsbach eine große Rolle. Vieh-, Woll-, Eisen- und Salzhandel wurden vor allem durch die jüdischen Einwohner betrieben, am Ort gab es zwei bzw. später eine Apotheke. Königsbach war bis 1807 ein Marktflecken und hatte Rechte zur Abhaltung von regelmäßigen Vieh- und Krämermärkten. Im Jahr 1808 war sogar die Erhebung zur Stadt geplant, was allerdings Proteste der Gemeinde Stein hervorrief, die trotz Amtssitz kein Stadtrecht besaß. Letztendlich versagte Großherzog Karl Friedrich von Baden beiden Orten das Stadtrecht, gewährte ihnen aber die Beibehaltung ihrer bisherigen Privilegien. Im Jahr 1852 wurde die Privatsparkasse Königsbach, die spätere Verbandssparkasse, gegründet. Eine Gemeindetuchbleiche wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Gemeindebleichgesellschaft bzw. der Gemeinde betrieben, die jährliche Pachtverträge mit den Bleichern abschloss (GA Königsbach Nr. 609). Am 1. Juni 1863 wurde in Königsbach eine Bahnstation an der Bahnstrecke Pforzheim - Karlsruhe eingerichtet.
Im Jahr 1850 zählte der Ort bereits 106 Gewerbebetriebe, u.a. Bäcker, Maurer, Schneider, Schreiner, Schmiede, Wagner und Weber (Künzig, Unser Heimat 1/2).
Ein Verzeichnis aus dem Jahr 1947 gibt einen Eindruck über die Nachkriegslage im Ort rund 100 Jahre später (jeweils ca.-Angaben): 33 Einzelhandelsgeschäfte; 21 Firmen, Fabriken und größere Betriebe (wie z.B. Ölmühle, Fuhrunternehmen, Bijouteriefabriken); 11 Großhandlungen (Kohlen, Baumaterialien, Rohprodukte); 67 Handwerksbetriebe (z.B. Schneidereien, Friseure, Schuhmacher, Schreinereien, Schmiede); 11 Gastwirtschaften; 20 sonstige und freie Berufe (u.a. Gärtnerei, Apotheke, Hebamme, Arzt, Tierarzt, Dentist) (GA Königsbach Nr. 348). Im Jahr 1950/51 waren es vergleichsweise bereits 87 Handwerksbetriebe, 39 Handelsbetriebe, 6 Industriebetriebe (GA Königsbach Nr. 348).

Strukturwandel und Bevölkerungswachstum
Königsbach galt bis 1939 als Arbeiterwohngemeinde; die Landwirtschaft spielte trotzdem eine große Rolle. Im Jahr 1958 berichtet Bürgermeister Knobloch: "Die Gemeinde Königsbach ist im Landkreis Pforzheim die größte landwirtschaftlich genutzte Gemeinde mit insgesamt 64 Vollandwirten, d.h. Landwirte, deren Familien aus den Erträgnissen der Landwirtschaft leben und sonst keinerlei Nebenerwerb haben. Neben diesen Vollandwirten hat die Gemeinde noch insgesamt 472 Bewirtschafter von Grundstücken von 0,5 - 3 Hektar. [...] Der Viehbestand in Königsbach beträgt zur Zeit in der Landwirtschaft 600 Stück Großvieh, 91 Pferde und 75 Ackerschlepper. [...] Die Gemeinde ist seit dem Jahre 1886 feldbereinigt." (GA Königsbach Nr. 431).
Im Jahr 1961 fand erneut eine Feldbereinigung statt, die jedoch durch die vorherigen Bereinigungen seit den 1870er-Jahren bestens vorbereitet war und durch ein beschleunigtes Zusammenlegungsverfahren zügig durchgeführt werden konnte. Vor allem in den 1960er-Jahren unterstützte man die Aussiedlung größerer landwirtschaftlicher Betriebe aus dem Ortsbereich.
Bereits im 19. Jahrhundert dehnte sich der Ort - vorwiegend in westlicher Richtung - stark aus. Enorme Wohnungsprobleme waren vor allem in der Nachkriegszeit zu lösen, viele Häuser waren durch Kriegseinwirkung zerstört worden und der Zustrom von Evakuierten und Flüchtlingen verlangte nach Wohnraum. Die ersten Siedlungshäuser entstanden 1948/49 auf den Grundstücken "Scheuernwiese" und "Greiner". Das erste nach dem Krieg erschlossene Baugebiet entstand im Gewann "In der Liß" im Jahr 1950. Die Vergrößerung lag am kontinuierlichen Anstieg der Bevölkerung, wie die Zahlen für die Jahre von 1852 bis 1974 belegen. Erfasst sind für die Jahre
1852: 1976 Einwohner,
1900: 2110 Einwohner,
1925: 2559 Einwohner,
1950: 3550 Einwohner,
1974: 4295 Einwohner (GA Königsbach Nr. 1683).

Kirchliche Verhältnisse
Die auf dem Kirchberg liegende ursprüngliche Marienkirche ist erstmals im Jahr 1295 urkundlich belegt. Nach ihrer Zerstörung 1622 wurde sie 1630 wieder aufgebaut und erforderte im Laufe der Jahre weitere bauliche Veränderungen. Dabei gab es unter den Zehntherren (Kloster Frauenalb, Grund- und Patronatsherrschaft, Pfarrei Ersingen-Bilfingen und Heiligenfonds) viele Streitigkeiten und Prozesse wegen der Baupflicht. Die Kirche wurde 1363 dem Kloster Frauenalb verkauft und inkorporiert. Der Kirchensatz, das Patronatsrecht, gelangte erst 1401 von Graf Eberhard von Württemberg an das Kloster.
In den Jahren 1554 und 1556 führten Erasmus von Venningen und Markgraf Karl II. von Baden die Reformation in den beiden Teilen Königsbachs ein. Die daher einst geringe Anzahl katholischer Einwohner stieg nach 1945 mit dem Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen sehr stark. Die katholische Kirchengemeinde ist heute Filiale der Pfarrei Bilfingen. Eine neuapostolische Gemeinde besteht seit ca. 1929 und besitzt seit 1960 eine eigene Kirche. Die Gemeinde gehört dem Bezirk
"Pfinztal" mit Sitz in Söllingen an.


Quelle: Findbuch Gemeindearchiv Königsbach / Kreisarchiv Enzkreis: Heike Sartorius, Karl J. Mayer und Konstantin Huber

 

Der Freundeskreis Königsbach-Steiner Ortsgeschichte e.V. hat viele wissenswerte Fakten zur Geschichte des Ortsteils Königsbach mit historisch relevanten Persönlichkeiten, Gebäuden und Impressionen zusammengetragen, die wir Ihnen mit freundlicher Genehmigung des Vereins hier (Bildergalerie) wiedergeben dürfen.